von mitohnx » Montag 28. Mai 2012, 13:14
@Hallowach1000
Ja du hast Recht, Dystopie war etwas polemisch.
Mit dem was du sagst liegst du auch keineswegs falsch, beziehst allerdings in den angesprochenen Punkten eine ziemlich extreme Haltung.
Diese Haltung finde ich auch nicht schlecht, da sie Akzente setzt und Dinge anspricht, die nicht perfekt laufen.
Ich würde aber behaupten, dass du die angesprochenen Punkte weniger entkräftet hast als von einer anderen Perspektive aus betrachtest.
Meiner Meinung nach wird von der Politik oft zu viel Erwartet, zumindest in Bezug auf manche Dinge. Sie soll die Rahmenbedingungen schaffen, die benötigt werden, damit die Region, das Land und die ganze Welt funktionieren. Das es dabei zu Problemen kommt, scheint unvermeidbar. Allerdings hat es die deutsche Politik geschafft, diese Rahmenbedingungen relativ gut umzusetzen, sodass es an uns liegt, was wir daraus machen.
Das Auftreten von Randgruppen z.B. lässt sich in Deutschland allein durch Entscheidungen in der Politik nicht vermeiden. Oft werden Menschen mit Migrationshintergrund schon von vorneherein in eine Schublade gesteckt, obwohl sie in Wirklichkeit einfache aber aufrichtige Menschen sind. Schuld daran ist eine schmale Randgruppe, die sich aus welchen Motiven auch immer danebenbenimmt, allerdings auch der Rest der Gesellschaft. Denn jetzt passiert es, dass man aus der schmalen Randgruppe fälschlicherweise schnell eine breite Masse macht, die sich so schlecht Verhalten würde und begegnet ihr auch dementsprechend. Jeder der eine schlechte Erfahrung mit Menschen mit Migrationshintergrund gemacht hat neigt zu diesem Verhalten, was die Betreffenden Menschen in die Randgruppe drängt.
Deine liberale Haltung begrüße ich auch, sehe aber keine Chance für eine Deregulierung in der Marktwirtschaft. Eine funktionierende Gesellschaft braucht Rahmenbedingungen von der Politik, auch im wirtschaftlichen Bereich. Das Problem ist, dass alle Menschen verschiedene Ziele verfolgen und das mit oft zweifelhaften Mitteln. Auch deshalb versucht man mit dem Gesellschaftsvertrag die Mitte zu finden und sich nach dem Allgemeinwohl zu richten. Der Egoismus und die Gier sind leider Eigenschaften des Menschen, die ihn dazu bringen, auch gegen seine moralischen Werte zu handeln, auch Fairness und Menschlichkeit betreffend, sodass ein eingreifender Staat unverzichtbar ist. Man erinnert sich an die Anfänge des Kapitalismus.
Denkst du wirklich, eine regionale Politik funktioniert in Verbindung mit einer Globalisierten Welt? und wie sind die Kompetenzen einer regionalen Regierung? Es muss doch auch Gesetze etc. geben, die weltweit gelten. Man stelle sich nur vor, welch Chaos es wäre, wenn jede einzelne Region (von Hunderten) ein Gesetz verabschieden müsste, aber jede auf ihr eigenes Wohl bedacht ist. Allein auch die Kosten für die Regierungsapparate wären doch immens. Und auch hier ist die Geschichte lehrend, z.B. das nicht existierende Deutschland Anfang/Mitte des 19 Jh.. Wäre doch eher ein Rückschritt, als Fortschritt.
Ich möchte aber auch nicht behaupten, dass die aktuelle politische Lage perfekt ist, aber ziemlich gut.
Korruption und Lobbyismus sind Dinge, die ziemlich schwer aus der Welt zu schaffen sind. Allerdings ist es uns in Deutschland gelungen, sie auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Durch Umverteilung und andere staatliche Eingriffe hat man es geschafft, eine fortschrittliche Gesellschaft zu schaffen, in der alle ein Mindestmaß an Wohlstand haben. Einigen sind es wahrscheinlich zu viel staatliche Eingriffe, über dessen (Aus)Maß man auch sicherlich streiten kann. Aber tendenziell ist es doch richtig. Das Problem ist nur, dass es wieder mit menschlichen Eigenschaften kollidiert. Die Menschen sagen, man ist in seiner Freiheit eingeschränkt, einem wird sein Besitz abgenommen. Ist es aber in Wirklichkeit nicht so, dass der Staat nur eine moralische objektive Position bezieht und erkennt, dass der Mensch es für sich selbst nicht schafft, seine Mittel für das Allgemeinwohl einzusetzen, sondern erst einmal an sich selbst denkt.
Ich bin mir übrigens sicher, dass die etablierten Parteien die Probleme kennen, allerdings wie auch die PDV keine realistische Lösung parat haben. Die Verletzung der no-bail-out-Klausel mit dem ESM z.B. klagt die PDV an. Aber was ist denn die Alternative? Ja, die Eigeninteressen Deutschlands vertreten und nicht zu viel Solidarität zeigen. Man darf auch hier nicht einen Staat, der einen in seiner Freiheit beschränkt, sehen, sondern eher einen Staat, der die Pflichten der Deutschen erfüllt. Man ist auf Allgemeinwohl aus, bei dem Zugeständnisse unvermeidbar sind. Das sind wir den anderen Schuldig, auf deren Kosten wir teilweise unseren Wohlstand erreicht haben.
"Der Porsche 911 der 125er-Szene heißt Cagiva Mito. Kein anderes Sportgerät dieser Klasse ist ein solcher Evergreen" [Motorrad-online]
